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The Banner Saga 3 im Test

Als die Sonne zum Stillstand kam und die Finsternis ins Land einfiel, strömten die Wüter vom Norden her und überfielen das Land. Die vertriebenen Menschen, Varls und Pferdebürtigen machten sich auf um in Arberrang, der Hauptstadt der Menschen, Zuflucht zu finden. Ein Marsch geprägt von Intrigen, Geheimnisse und Kämpfen vereint in einer Karawane unter deinem Banner. Stärke deine Nerven denn an der Schwelle zur Finsternis wird sich dein Schicksal entscheiden und es wird sicher kein Märchen sein.

The Banner Saga 3 begrüßt euch gleich mit einem, von Wikingern inspiriertem, handgezeichnetem Hauptbildschirm. Dieser einzigartige Grafikstil ist mitunter eines der Aushängeschilder der The Banner Saga – Serie und wirkt durch eine sanfte Bewegung und leicht starre Figuren, ein wenig wie Cartoons aus den Achtzigerjahren. Dieser Look ist aber nicht einfach retro, sondern viel mehr der Stimmung des Spiels zuträglich wie sie, die Entwickler von Stoic wohl erzeugen wollen.

Kenne deine Vergangenheit!

Wer jetzt denkt, dass man den dritten und letzten Teil einer Serie mit diesen enormen Ausmaßen gar nicht spielen kann, weil einem ja die komplette Vorgeschichte fehlt, der irrt. Zwar merkt man gelegentlich, dass es sich leichter zurechtfinden wäre, hätte man die vorangegangenen Teile gespielt, doch es ist keine Notwendigkeit. All jenen die nicht, oder nicht mehr, wissen was in der Vergangenheit passiert ist, haben die Entwickler ein kurzes „Was bisher geschah“ Video ins Spiel integriert. Zur Freude für all jene die sich doch noch an die Story erinnern, werden diese nicht gezwungen, sich dieses Video als Intro anzusehen, sondern können es separat über das Hauptmenü aufrufen. Aber dies ist nicht das einzige Feature, welches die Entwickler im Spiel integriert haben, um Veteranen ein besseres Spielerlebnis zu bieten. So könnt ihr euren Spielstand aus den früheren Teilen importieren und all eure Entscheidungen, die ihr in der Vergangenheit getroffen habt werden in den dritten Tei mitgenommenl,. So bekommt euer Spiel eine individuelle Story, basierend auf euren Entscheidungen, die euch eventuell zu einem ganz anderem Ende der Saga führen.

Aller Anfang ist schwer

Wer sich selber zu den Veteranen zählt und vielleicht sogar einen Spielstand importiert, der kann sofort ins Geschehen eintauchen. Doch für alle Neueinsteiger zeigen die Entwickler von Stoic ein Herz. So wurde ein Tutorial eingebaut, der allerdings genauso wie das Rückblickvideo ebenso optional über das Hauptmenü gestartet und nicht zwingend zum Start des Spiels absolviert werden muss. In dieser Einführung werden euch die Grundlagen des Kampfsystems in einer Schritt für Schritt Anleitung näher gebracht. Vor Beginn jedes Kampfes könnt ihr in einem kleinen Bereich der Kampfkarte, der Aufstellungszone, eure Einheiten platzieren, um die bestmögliche Ausgangsposition für die folgende Schlacht zu erhalten. Aktiviert werden die Einheiten nacheinander, wobei immer gilt, dass eurer Einheiten und die des Gegners immer abwechselnd  am Zug sind. Dies erzeugt einen interessanten neuen Ansatz für mögliche Strategien, denn wo bei vielen anderen Genre-Titel der Feind die Oberhand gewinnt, wenn er Einheiten vernichtet, so bekommt hier der geschwächte Spieler einen Vorteil, da diese nun öfter aktiviert werden, als die des Gegners. Alle Einheiten haben zwei Basiswerte, welche die Widerstandsfähigkeit, die Stärke und die Lebensenergie repräsentieren. Jetzt wird der aufmerksame Leser bemerken, zwei Werte aber drei Attribute, hier stimmt doch etwas nicht. Der vermeintliche Fehler ist natürlich keiner, sondern ein weiteres gewieftes strategisches Element, denn die Widerstandsfähigkeit wird durch den Rüstungswert dargestellt und die Lebensenergie ist gleichzeitig der Stärkewert der Einheit. Das heißt, je öfter eine Einheit Schaden nimmt und dadurch Lebensenergie verliert, umso weniger Schaden kann die Einheit austeilen.

Wir müssen nur wollen!

Alle Einheiten können zwei Aktionen ausführen, wobei es sich bei der ersten immer um eine Bewegung handelt, die aber nicht ausgeführt werden muss – man darf auch an Ort und Stelle verharren. Je nach Typ der Einheit können sie sich unterschiedlich weit bewegen. So schleppen sich große Varl’s nur kurze Wege vorwärts, wo hingegen es Pferdegebürtigen möglich ist, sehr weit zu gelangen. Dabei kommt dann auch die einzige Ressource im Kampf zu tragen, die Willenskraft. Jede Einheit hat einen bestimmten Vorrat, der ihr zur Verfügung steht und im Kampf eingesetzt werden kann. Daher ist es möglich, wenn man genug Willenskraft aufbringt, diese Figur noch ein Stückchen weiter vorwärts zu bewegen. Jede Einheit startet den Kampf schon vor gefüllt mit Willenskraft, kann aber noch weitere Willenskraft erwirtschaften, in dem sie eine Runde komplett aussetzen (weder Bewegen, noch attackieren), aber nur bis zum Maximum das die Einheit tragen kann.

Als zweite Aktion kann man zwischen, einer Attacke oder dem Einsetzen von einer Spezialfähigkeit auswählen. Die Attacke ist der Primäre Angriff jeder Einheit, sie kann sich gegen die Rüstung oder gegen die Lebensenergie des gewählten Ziels richten. Wenn der Angriff auf die Lebensenergie gerichtet ist, muss zuerst die Rüstung überwunden werden, um Schaden an der Lebensenergie des Gegners zu verursachen. Daher muss ganz genau abgewogen werden ob es nicht lohnenswert wäre, zuerst die Rüstung zu attackieren, da sonst vielleicht gar kein Schaden an der Lebensenergie entsteht. Wie schon die Bewegung, kann auch die Attacke, mit Hilfe von Willenskraft, um maximal drei Punkte erhöht werden. Neben der Attacke haben alle Einheiten noch Spezialfähigkeiten, die mit zum Beispiel verstärkten Konterattacke, diverse Zauber zur Verwirrung des Gegners, sowie Fähigkeiten zum verstärken oder Abschwächen von Fähigkeiten anderer Einheiten ein breites Spektrum an Möglichkeiten bieten. Der Einsatz von Spezialfähigkeiten kosten aber immer Willenskraft und kann je nach Komplexität zwischen einer und drei Punkten Willenskraft verbrauchen. Obwohl das Kampfsystem so komplex ist, kann man es sich schnell anlernen und trotzdem gilt, es ist leicht zu erlernen aber schwer zu meistern.

Kümmert euch um eure Helden

Vor jedem Kampf oder während einer Rast habt immer die Möglichkeit euch einen Überblick, über die euch zur Verfügung stehenden Helden zu verschaffen. Aus diesen Charakteren könnt ihr euren Kampftrupp zusammenstellen, der immer aus sechs Mitgliedern besteht. Doch Helden haben nicht einfach nur die vorher Beschriebenen drei Attribute, sondern – wie man es von Rollenspielen kennt – weitere Fähigkeiten, welche diese erlernen können, um bessere Kämpfer zu werden. Es gibt neben den schon bekannten Kategorien, Stärke, Rüstung und Willenskraft noch drei weitere die gekonnt erweitert werden wollen. So können zum Beispiel in der Rubrik, Anstrengung neue Manöver erlernt werden, welche die Chancen des Kämpfers erhöhen Schlägen des Gegners auszuweichen. In der Rubrik Zerstörung findet ihr Fähigkeiten wie etwa das Aufspüren von Schwachstellen, um eine höhere Chance zu haben, rüstungsbrechende Schläge durchzuführen. Heldentitel ist das dritte Attribut, das es zu erweitern gilt,. Dieses verleiht einem so klingenden Beinamen wie, „die Törechte“ oder „der Wolf“ und damit nicht genug, es kommen auch Verbesserungen wie zum Beispiel eine größere Bewegungsreichweite dazu. All dies wird mit Charakterpunkten finanziert, die der Held durch das Erreichen höherer Level bekommt. Doch in The Banner Saga 3 steigt der Held nicht einfach automatisch im Level, Nein! Sobald der Held die Kriterien für eine Beförderung erreicht hat, müsst ihr euer Ansehen, welches ihr im Kampf oder durch weise Entscheidungen verdient habt, aufwenden, um die Beförderung freizuschalten. Ansehen ist die Währung im Spiel, mit ihr könnt ihr neben der Beförderung von Helden auch Artefakte kaufen, die ihr Helden zuweisen könnt, umso ihre Fähigkeiten weiter zu verbessern.

Jede Entscheidung zählt

Eine, um nicht zu sagen DIE Besonderheit von The Banner Saga 3 ist, wie sehr sich die Story anhand eurer Entscheidungen verändert. So auch gleich zu Beginn, eine kleine Spoiler-Warnung für alle, die noch Teil eins oder zwei vorher spielen wollen: Springt lieber zur nächsten Überschrift. Ihr müsst euch näümlich entscheiden welchen Charakter ihr verkörpern wollt. Zur Auswahl steht dabei Rook der Jäger, der durch seine Entscheidungen in der Vergangenheit seine Tochter verloren hat und nun mit einer Karawane unter seinem Banner und unterstützt von seiner Geliebten Oddleif in Richtung Arberrang, der Hauptstadt der Menschen, zieht. Alternativ könnt ihr auch Alette auswählen, die Tochter, die den tragischen Tod ihres Vaters auf der langen Reise nach Arberrang überwinden muss und gleichzeitig sein Banner übernimmt. Unterstützt in der schweren Aufgabe wird sie von ihrer treuen Freundin Oddleif. In diesen wenigen Zeilen wird einem schnell klar, welch große Tragweite die Entscheidungen, in der Vergangenheit beziehungsweise im Verlauf des Spiels haben und wie sie eure Geschichte beeinflusst. Es gibt allerdings noch einen zweiten Schauplatz neben Rook oder Alette. In diesem Teil der Story dreht sich alles um die Magier Juno und Eyvind die mithilfe der Söldnertruppe, „die Raben“ und dem Varl Iver in die Finsternis eintauchen, um diese endgültig zu vertreiben. Entgegen vielen anderen Strategiespielen ist bei The Banner Saga 3 nicht Schluss, solltet ihr mal eine Schlacht verlieren. Im Gegenteil, hier ist es sogar Teil des Spielerlebnisses. Wenn ihr eine Schlacht verliert, beeinflusst dies euren Spielverlauf und habt nicht automatisch das gefürchtete Game Over vor euch. Doch Vorsicht Schlachten fordern ihre Opfer und ihr müsst mit den Konsequenzen leben.

So entsteht Atmosphäre

Das Storytelling in The Banner Saga 3 bedient sich einer Menge Elemente, mit der die Stimmung der Geschichte noch intensiver transportiert wird. So überträgt der gelungene orchestrale Soundtrack die düstere Atmosphäre der Verzweiflung oder die aufregende Spannung im Kampf sehr gut. Gleichzeitig ist die Mischung aus dem Einsatz der Cutscences, der Close Up’s in Dialogen und der bewegten Karawanen mit ihren Gesprächen zu jedem Zeitpunkt treffende gewählt und bringt genau die Elemente mit, um den Story-Teil, der gerade erzählt, wird perfekt zu übermitteln. Doch gerade hier ist auch eine der größten Schwächen des Spiels versteckt, denn so passend und so eindrucksvoll alle Animationen sind, so kommen sie einem immer wieder mal langatmig im Laufe des Spiels vor. Man kommt oft zu Passagen mit ewig langen Dialogen, welche zwar für die Story notwendig sind, aber aufgrund einer fehlenden Synchronisation, mit viel lesen verbunden ist und somit schnell ermüdend wird. Hier hätte man vielleicht an ein paar Stellen mehr mit Cutscenes, welche synchronisiert sind, spielen können, um die Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten.

FAZIT

The Banner Saga 3 besticht in vielen Punkten, angefangen von der tollen handgezeichneten Graphik, über das ausgeklügelte Kampfsysteme, den Rollenspielelementen, bis hin zum Soundtrack und der Story. Fans von Strategie oder Rollenspielen werden hier ihre helle Freude haben und doch fällt es einem manchmal schwer dran zu bleiben und sich durch die Umenge an Zeilen von Dialogen zu kämpfen. Wer aber diese Hürde überspringt, egal ob er neu in die Serie einsteigt oder seinen Spielstand mitnimmt, wird mit einem Spiel belohnt, das alles hat was man sich von einem Genre-Mix dieser Art erwarten kann. Positiv aufgefallen ist der geringe Hardwarebedarf der PC Version – verbunden mit den geringen Ladezeiten, macht es selbst auf einem Mittelklasse-Notebook Freude es zu spielen.

„So oder so die Geschichte wird ihr Ende finden“

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Was ist The Banner Saga 3 ? Ein Genre-Mix aus RPG & Strategie, in einer Wikinger inspirierten Geschichte.
Plattformen: PC, MAC, PS4, X-Box One, Nintendo Switch
Getestet: PC Intel Core i7-7500U, 8GB RAM,NVIDIA GTX 950M
Entwickler / Publisher: Stoic Studio / Versus Evil
Release: 26. Juli 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

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