Mit Hell is Us haben die Entwickler von Rogue Factor ein brutales Actionspiel über eine vom Krieg zerstörte und von Monstern überrannte Welt entwickelt. Das Spiel hat eine „ab 18“ Altersfreigabe – Gewalt, Sex, Horror und andere verstörende Themen. Das muss ich mir ansehen!
Die Entwickler von Rogue Factor (Montreal, Kanada) sind keine Neulinge, sie haben bereits Necromunda: Underhive Wars und das rundenbasierte Mordheim: City of the Damned gemacht. Ihr neuestes Werk titelt sich Hell is Us (die Hölle sind wir) und ist ein Action-Adventure aus der Schulterperspektive, das zwar in der heutigen Zeit (mehr oder weniger) spielt, aber dennoch vor allem aus Nahkämpfen wie bei einem klassischen Soulslike besteht.
Die Handlung spielt in den 90ern. Hadea, das fiktive Land, in dem die Geschichte spielt, wurde von einem Bürgerkrieg verwüstet, die überlebenden Fraktionen bekriegen sich immer noch. Das Land ist von der restlichen Welt abgeriegelt. Die meisten noch hier lebenden Menschen leiden an den Folgen des Krieges. Die Landschaft ist zerstört, die Zivilbevölkerung muss schauen, wie sie über die Runden kommt. Ihr müsst das auch – das Spiel gibt euch nämlich nur sehr wenig Hilfestellungen.
Hell is Us ist ganz bewusst so konzipiert, dass ihr vom Spiel nicht an der Hand genommen werdet. Der fehlende Pfeil auf der fehlenden Automap, um euch fast blind zum nächsten Wegpunkt/Questmarker zu bringen ist nämlich kein Versehen, sondern ganz gezielt weggelassen worden. Ihr müsst selber schauen, wie ihr in dieser Welt zu Recht kommt. Es gibt auch keine Questlogs. Immerhin habt ihr aber von Anfang an einen Kompass, und es gibt auch Tutorials, um euch mit den Spielmechaniken vertraut zu machen.

Schwerter, Speere, Äxte – und eine Drohne
Auch wenn der Titel darauf hindeutet, dass wir Menschen das ärgste Übel dieser Welt sind, scheint die Story aber etwas deutlich anderes zu zeigen. In dem Land begegnet ihr nämlich übernatürlichen Kreaturen, denen moderne Waffen nichts anhaben können. Vielleicht sind die Menschen ja Schuld am Erscheinen dieser Wesen? Und so spielt sich Hell is Us auch bald ähnlich wie ein typisches Soulslike. Mit einem alten Schwert in der Hand und einer Drohne über uns bahnen wir uns den Weg durch die albtraumhafte Welt, um das Rätsel der Herkunft der Monster zu erkunden (und unsere Eltern zu finden). Verglichen mit einem richtigen Soulslike sind die Kämpfe einfacher, dafür aber die Rätsel häufiger und die Gespräche zahlreicher.
Zu Beginn wählen wir zwischen drei Schwierigkeitsgraden – vom Story-Modus bis zum Albtraummodus. Danach beginnt das Spiel mit einer längeren Einleitungssequenz, die aber mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Das eigentliche Spiel beginnt dann als Rückblick. Wir sind Rémi, ein Soldat einer Friedenstruppe, der unerlaubterweise in das Bürgerkriegsland Hadea eindringt. Wir wurden in Hadea geboren, und unsere Eltern sind möglicherweise noch hier. Unsere Uniform lassen wir zurück, Waffen haben wir (mehr oder weniger) keine bei uns. Wir treffen auf einen Bauern, der im Keller seines zerstörten Hauses lebt, seine Söhne wurden im Krieg ermordet. Er gibt uns einen Schlüssel, mit dem wir ein Tor öffnen, um weiter voran zu kommen. Über den (etwas höheren) Zaun klettern geht nicht. Das ist ja noch irgendwie nachvollziehbar, aber warum wir über die ganzen anderen kniehohen Steinmauern/Abgrenzungen nicht einfach drübersteigen können, ist nicht logisch. Ich habe mir gedacht, solche 20 cm hohen, immersionszerstörenden Levelbegrenzungen sind seit Witcher 1 aus der Mode gekommen. Jedenfalls finden wir sehr rasch einen schwer verletzten Soldaten, der neben einem gepanzerten Mannschaftstransportwagen liegt. Er schickt uns auf den Weg zu einem Lager, um ein Medkit für ihn zu holen. Bringen wir ihm das, bekommen wir… einen uralt aussehenden Schlüssel. Den Schlüssel stecken wir nicht weit entfernt in ein Schloss in einem alten Felsen, worauf drei Säulen aus dem Boden hochkommen. Wir können die Säulen, die verschiedene Symbole anzeigen, in mehrere Richtungen drehen. Das erste Rätsel… an den Wänden sehen wir unbekannte Schriftzeichen – ob uns die der Lösung näher bringen?
Nachdem wir das erste Rätsel gelöst haben, finden wir im Inneren des alten Gebäudes vor allem eines – Leichen. Dann begegnen uns die seltsamen Wesen zum ersten Mal, und nachdem sich unsere Pistole als wirkungslos erwiesen hat, bekämpfen wir sie eben mit einem Schwert. Dessen Handhabung hat uns eine junge Frau zuvor gezeigt, kurz bevor sie von den seltsamen Monstern getötet wurde. Wir nehmen ihr Schwert, ihren Poncho, ihre Drohne – sie braucht das ja nun alles nicht mehr. Und bald begegnen wir Gegnern, die aus zwei Kreaturen bestehen – einem Walker, und einem Wesen, das aus ihm, mit einer Art Schnur verbunden, herauskommt. Stellt zuerst den Walker ruhig, erst danach könnt ihr den zweiten Gegner verletzen. Und schon erforscht ihr das Land, in dem diese Wesen durch die Gegend ziehen.
KAPI Drohne
Ihr könnt gehen, laufen, auf Leitern klettern, zuschlagen, blocken, ausweichen – aber nicht springen. Stamina wird verbraucht, wenn wir bestimmte Aktionen ausführen, und regeneriert sich in ruhigeren Phasen. Unser Lebensbalken regeneriert sich jedoch nicht von alleine, da hilft nur ein Medkit. Oder das rasche Aufsaugen von Energie der Gegner, die sie regelmäßig verlieren, wenn wir sie treffen. Mit unserer Drohne können wir Gegner ablenken, das Ding übersetzt uns auch die alten Texte und dient als Taschenlampe. Weitere Funktionen kommen durch neue Module hinzu. Die Drohne sitzt auf unserer Schulter wie ein Papagei, oder wir lassen sie über uns fliegen. Mit NPCs wird durch das Anklicken von Gesprächsthemen geredet, die Gespräche sind vertont. Das Inventar ist recht überschaubar – zwei Waffen, dazu bis zu zwei (zusätzliche) Kleidungsstücke, dazu bis zu zwei Relikte und ein paar Verbrauchsgegenstände. Kosmetische Gegenstände gibt es auch, aber kein Vergleich mit dem ganzen Zeug, das wir in Diablo so herumschleppen. Unser Inventar, ebenso wie die bisher gesammelten Informationen und der Status unserer Drohne können wir mit einem Tablet anschauen, das wir mit uns tragen.
Die Entwickler empfehlen, das Spiel mit einem Gamepad zu zocken. Gespeichert wird an manuellen Speicherpunkten – sofern ihr welche findet. Wenn ihr keinen Speicherpunkt entdeckt, könnt ihr eben nicht speichern und der gesamte Spielfortschritt seit dem letzten Speichern ist weg. Nicht sehr komfortabel. Ganz so schlimm ist es aber nicht – im Todesfall startet ihr beim letzten Speicherpunkt und mit voller Energie, bereits besiegte Gegner bleiben tot. Besiegte Gegner bleiben übrigens auch trotz Speichern tot – außer ihr aktiviert einen speziellen Modus, der Gegner beim Abspeichern/eurem Tod wiederbelebt.
Am PC braucht ihr mindestens eine NVIDIA GeForce GTX 1070 oder eine AMD Radeon RX 5600 XT um das mit der Unreal Engine programmierte Hell is Us zu spielen und die richtig gute Grafik zu genießen. Auch mindestens 16 GB RAM sind Voraussetzung. Kaufen könnt ihr es auf Steam oder für Konsole im PlayStation/Xbox Store.
Zusammenfassung
FAZIT
Hell of Us spielt in der Gegenwart, in einem abgelegenen, vom Bürgerkrieg zerrissenen Land – voller uralter Geheimnisse. Das Land ist voll mit schrecklichen Monstern – die mit dem Schwert bekämpft werden müssen. Ihr erforscht das Land, sucht eure Eltern – aber ohne eine automatisch mit gezeichnete Karte. Wer die Kämpfe in der Art von Soulslikes (mit geringerem Schwierigkeitsgrad) mag, das eine oder andere Rätsel lösen will und wer Lust hat, sich in den Weiten einer geheimnisvollen Welt zu verlaufen (oder die Welt zu erforschen, je nachdem wie man es sieht), für den ist Hell of Us eine gute Alternative zu dem üblichen Fantasy Soulslike-Einerlei, das andere Spiele bieten. Das Fehlen der normalerweise vorhandenen Komfortfunktionen (Karte, Pfeil zum nächsten Wegpunkt, Questlog) führt dazu, dass ihr beispielsweise bei den Gesprächen mit NPCs wirklich aufpassen müsst, sonst habt ihr nämlich keine Ahnung, was als Nächstes zu tun ist. Auch bei der Orientierung hilft euch nur euer eigener Orientierungssinn, und keine Automap. Das kann man mögen – aber wer den Komfort aktueller Games mag, wird damit möglicherweise nicht happy sein. Hell of Us ist ein klein wenig anders als die meisten vergleichbaren Spiele – übermäßig brutal, verstörend oder voller sexueller Inhalte ist es jedoch nicht.
