Gamers.at
GamingKonsolePCReviews

Lost Soul Aside im Test

Frisch aus Shanghai ist Lost Soul Aside, das neue Action-Adventure von Ultizero Games (Publisher: Sony), für PC und PlayStation 5 in unserer Redaktion eingetrudelt. Keine Fortsetzung einer bekannten Serie, super-stylisch mit viel herumspritzenden Blut – mal sehen, wie es sich spielt und ob Sony hier einen weiteren Banger abgeliefert hat!

Lost Soul Aside hat fast ein ganzes Jahrzehnt lang auf sich warten lassen – und in dieser Zeit wurden große Erwartungen geweckt. Immer wieder hieß es, dass uns eine tiefgründige, emotionale Geschichte um den Protagonisten Kaser und seine Schwester Louisa erwartet. Auch die Trailer, die über die Jahre immer wieder aufgetaucht sind, machten neugierig: da war von großen Gefühlen, inneren Konflikten und epischen Momenten die Rede. Kurz gesagt: Man konnte wirklich glauben, hier entstehe ein Rollenspiel, das mehr zu erzählen hat als das übliche „Held rettet die Welt“-Gerüst.

Die Wahrheit sieht leider anders aus. Statt einer vielschichtigen Story bekommen wir eine recht brave Heldenreise, die kaum Überraschungen bereithält. Charaktere bleiben zu oberflächlich, große Wendungen bleiben aus – und damit auch die emotionale Wucht, die das Spiel selbst so lange versprochen hat. Das Ergebnis: Man spielt sich zwar durch eine hübsch inszenierte Fantasy-Welt, aber man fühlt sich dabei selten wirklich mitgerissen.

Und das ist schade, denn eine gute Videospielgeschichte lebt meist von zwei Dingen: Neugier – der Drang zu erfahren, was als Nächstes passiert – und Spannung – die Lust, sich durch Höhen und Tiefen zu kämpfen, weil man unbedingt wissen will, wie es ausgeht. Lost Soul Aside fehlt beides an entscheidenden Stellen. Man hat das Gefühl, dass das Gameplay und die Grafik mit voller Kraft nach vorne preschen, während die Handlung irgendwo auf halber Strecke stehen bleibt und nicht mehr hinterherkommt. Das ändert leider auch nichts an der Figurenvielfalt – im Gegenteil. Kaser selbst ist wohl einer der blassesten Protagonisten seit langem, und auch die meisten Nebenfiguren wirken, als wären sie nur grob skizziert worden. Klar, es gibt ein paar Szenen, in denen Handlung und Charaktere kurz aufflammen und tatsächlich Fahrt aufnehmen, doch diese Momente bleiben rar. Grundsätzlich sind die Charakterdetails optisch jedoch wirklich gut gestaltet, aber die Persönlichkeit bleibt so flach und die Dialoge so nichtssagend, dass es einfach nicht reicht, um echtes Interesse zu wecken.

Spielt lieber in der OV

Besonders bitter ist dazu noch die englische Sprachausgabe. Hier hätte man dringend mehr investieren müssen. Kaser klingt in vielen Szenen dermaßen emotionslos, dass ich mich in eigentlich epischen Momenten eher amüsiert als mitgerissen fühlte. Bestes Beispiel: gleich zu Beginn, als Kaser in einen Untergrund stürzt. Sein „Schrei“ – wenn man das überhaupt so nennen darf – war so unfreiwillig komisch, dass ich mit hochgezogener Augenbraue und einem Grinsen vorm Bildschirm saß. Und auch viele andere Stimmen, gerade bei Nebenfiguren, sind so seicht oder generisch, dass man kaum Lust hat, ihnen länger zuzuhören. Ganz besonders gilt das für unseren Begleiter Lord Arena, einen Drachengeist, der uns durchs ganze Abenteuer begleitet. Anfangs wirkt er noch geheimnisvoll, aber nach der zehnten Ansage, wie überlegen er uns Menschen doch sei, geht einem das Geschwafel doch gehörig auf die Nerven. Da hätte weniger definitiv mehr sein können.

Am Ende bleibt also die Reise von Kaser, um die Menschheit von den Voidrax-Eindringlingen zu retten und gleichzeitig die Seele von Louisa zu befreien, eine ziemlich mittelmäßige Fantasygeschichte. Eher schmückendes Beiwerk als wirklicher Kaufgrund – und das, obwohl die Story eigentlich das große Herzstück des Spiels hätte werden sollen. Neben dem Gameplay.

Die Kraft von Mensch und Drache

So, genug gemeckert. Denn auch wenn Story und Charaktere nicht gerade die Glanzpunkte von Lost Soul Aside sind, gibt es etwas, das das Spiel richtig gut hinbekommt: die Kämpfe. Gemeinsam mit einer Waffe – sei es Schwert, Großschwert oder später noch andere Spielzeuge – und den Kräften von Lord Arena lassen sich Kombos und Spezialangriffe ausführen, die man geschickt aneinanderreihen kann. Dazu kommen Ausweich- und Blockmanöver, die bei perfektem Timing gefährliche Openings schaffen – zumindest solange die Ausdauerleiste mitspielt. Das funktioniert erstaunlich gut und sorgt dafür, dass die Kämpfe angenehm knackig sind. Wer unachtsam draufloskloppt, liegt schneller am Boden, als ihm lieb ist. Muster lesen und Attacken lernen ist Pflicht, ohne gleich auf das knallharte Soulslike-Niveau abzudriften.

Anfangs haben wir nur das einfache Schwert, im Laufe der Story schalten wir aber eben weitere Waffenarten frei und kann diese im Skilltree nach und nach verbessern – sowohl mit passiven Boni als auch neuen Moves, die das eigene Arsenal ordentlich erweitern. Besonders die Bosskämpfe dann sind ein echtes Highlight: Jeder fühlt sich einzigartig an, spielt sich anders und sieht auch noch verdammt gut aus. Generell sind die Fights grafisch stark in Szene gesetzt und klar der Kern des Spiels. Dazu kommen noch nette Extras wie optisches Waffen-Customizing oder zusätzliche „Arena“-Fähigkeiten, die immer neue Möglichkeiten eröffnen. Das sorgt dafür, dass sich das Kampfsystem tatsächlich tiefgründig anfühlt und auch nach Stunden noch Spaß macht. Klar, das Trefferfeedback hätte etwas wuchtiger sein dürfen – manchmal klingt ein Schwertschlag eher nach Holzlatte als nach Klinge – aber das geht im Gefechtstrubel meistens unter. Abseits der Kämpfe bewegt man sich durch lineare, aber abwechslungsreich gestaltete Gebiete. Viel zu entdecken gibt es nicht, mal abgesehen von ein paar Minispielen oder Lore-Einträgen, dafür strotzen die Level visuell vor Details. Allerdings setzt irgendwann doch Monotonie ein: Meist läuft man von Bossarena zu Bossarena, unterbrochen von Gegnergruppen und kleineren Rätseln. Gerade diese Rätsel wirken oft wie eine erzwungene Abwechslung, die eher das Tempo bremst, als es interessant zu variieren. Ob man diese Pausen nun erfrischend oder nervig findet, hängt aber stark vom eigenen Geschmack ab.

Unreal Engine 4

Die technischen Anforderung am PC sind für das mit der Unreal Engine 4 entwickelte Spiel relativ überschaubar – 16 GB RAM, zumindest eine NVIDIA GTX 1060 oder AMD RX 5500 XT Grafikkarte, dazu 80 GB Platz auf eurer Festplatte. Eine 4K Auflösung wird unterstützt, ebenso Ultrawide-Monitore, die Bildrate kann auf unbegrenzt eingestellt werden. Daneben sorgt – bei entsprechender Grafikkarte – Raytracing für physikalisch korrekte Reflexionen. Wenn ihr einen PlayStation DualSense-Controller verwendet, könnt ihr  bei Verwendung einer kabelgebundenen USB-Verbindung adaptive Trigger und haptisches Feedback genießen. Auf HDR-kompatiblen Bildschirmen könnt ihr Lost Soul Aside in ultrarealistischer Grafik spielen.

Kaufen könnt ihr Lost Soul Aside auf Steam oder auch im Epic Store für den PC oder im PlayStation Store für die PS 5.

Zusammenfassung

Ähnliche Beiträge

Kommentar abgeben

Secret Link