Über 23 Jahre ist es her, dass der erste Mafia-Teil erschienen ist, und der letzte ist ebenfalls schon fünf Jahre her, wenn auch nur als Remake des ersten Teils. Mit Mafia: The Old Country bekommen wir endlich ein neues Game und wir haben es uns nicht nehmen lassen, es zu testen und euch davon zu erzählen.
Story
Mafia: The Old Country spielt in Sizilien im Jahre 1904 und somit lange vor dem ersten Teil. Auf die Großstadt müsst ihr diesmal verzichten, denn es geht aufs Land. Wir spielen Enzo, einen ehemaligen Minenarbeiter. Ehemalig deshalb, weil wir nach einem Zwischenfall mit unseren „Vorgesetzten“ von einem Mafiapaten aufgenommen werden und fortan bei ihm leben und für ihn arbeiten. Wir wissen alle, wie das jetzt weitergeht, oder? Wir arbeiten uns hoch und rutschen so immer tiefer und tiefer in die Welt der Kriminalität hinein. Ehre, Rache, Familie und und und, es kommt jetzt nichts vollkommen Neues auf euch zu. Dennoch ist die Story DAS Nummer-eins-Argument, um dieses Game zu zocken.
Enzo hinterlässt als Charakter zwar nicht so einen bleibenden Eindruck wie Tommy es seinerzeit tat, nichtsdestotrotz verstehen wir seine Beweggründe und stehen vollends hinter ihm. Auch die Nebencharaktere sind gut gelungen. Wir bekommen die klassische Kombi aus überheblichem großen Bruder-Verschnitt und väterlichem Mentor, bei dem wir sofort nur einen Gedanken haben: „Hoffentlich stirbt der nicht am Ende.“ Diese klischeehaften, aber gut geschriebenen Charaktere sind ein wichtiger Teil der Story und wie wir die Welt in The Old Country wahrnehmen. Stück für Stück lernen wir, wie das Familiengeschäft funktioniert, wer Freund und wer Feind ist und wie weit man dem Don gegenüber gehen darf. Wie immer ist bei seiner Tochter Schluss, oder?

Gameplay
Offiziell haben wir hier ein Open-World-Spiel … offiziell. Zwar ist die Welt, so klein sie auch ist, frei erkundbar, auch ohne den separaten Erkundungsmodus, viel zu entdecken gibt es aber nicht. Ein paar Sammelaufgaben, die aber weniger ins Gewicht fallen. Auch Menschen und andere Autos oder Pferde sehen wir kaum. Irgendwie auch verständlich, immerhin sind wir hier zwischen Bergen und Weinfeldern und nicht in einer Großstadt, wie in den anderen Spielen der Reihe. Dafür gibt es hier aber auch keine Verkehrsregeln. Wen sollte das auch 1904 interessieren?
Die Missionen teilen sich mafia-typisch in Deckungsschießereien, Schleichpassagen und Rennen auf. Auto- bzw. Pferderennen sind selbsterklärend und auch an den Schleichpassagen beißt man sich nicht die Zähne aus. Die Schießereien sind zwar jetzt auch kein Genickbruch, aber doch um einiges fummeliger als in den anderen Teilen. Klar, wir kämpfen hier mit alten Büchsen und Flinten. Ein bisschen mühsam war das aber manchmal schon.
Spannend sind auch die, naja, nennen wir es Bosskämpfe. Die laufen immer in Form von Messerduellen ab. Wieso Messer, fragt ihr? Messer haben in der sizilianischen Kultur und ihrer Geschichte eine große Bedeutung. Nicht nur waren sie so eine Art Statussymbol, sie wurden tatsächlich genutzt, um Duelle auszutragen. Mit dem Geld, das wir durch die Sammelaufgaben verdienen, können wir nicht nur Autos, Kleidung oder Schusswaffen kaufen, sondern eben auch Messer. Unterschiedliche Messer haben unterschiedliche Fähigkeiten. Während die eine Klinge es ermöglicht, Gegner mit einem Messerwurf auszuschalten, sorgt eine andere für einen Sofortkill bei Nahangriffen. Ihr müsst eure Klinge auch mit Wetzsteinen scharf halten, was sie nicht zu irgendeiner Nebenwaffe macht.
Grafik & Sound
Die Welt von Mafia: The Old Country ist wirklich schön geworden, wenn auch etwas leer. Ich habe die Reitpassagen durch die Landschaft und die Hafengegend sehr genossen und sie auch nie übersprungen. Während dieser Abschnitte erfahren wir mehr über die Charaktere, die Spielwelt und das Sizilien zu dieser Zeit. Da das Hauptaugenmerk hier aber auf der Story liegt, bin ich sehr froh über die wirklich gelungene Lokalisation. Die deutsche Ausgabe kommt im Gegensatz zur englischen auch ohne italienischen Akzent aus. Die original sizilianische Sprachausgabe hat aber einen ganz besonderen Flair. Wie auch ein Yakuza-Game auf Japanisch einfach mehr fetzt, empfehle ich auch hier die sizilianische Version.
Zusammenfassung
FAZIT
Nach dem nicht ganz so gelungenen Mafia III, welches sich in zu viel Action, Geballer und offener Welt verirrt hat, geht Mafia: The Old Country zurück zu den Wurzeln der Reihe. Vielleicht wirkt das Game für neue Spielerinnen und Spieler etwas aus der Zeit gefallen, und das kann ich auch gut verstehen. Die Beschränkungen in der Spielwelt oder die Schießereien mit langsamen Tempo sind bestimmt nicht der heutige Standard. Für Fans der Reihe gibt’s hier aber endlich wieder das richtige Mafiafeeling. Eine spannende Story, die euch knappe 12 Stunden beschäftigen und unterhalten wird, mit den typischen Twists der Reihe, ist definitiv einen Abstecher nach Sizilien wert.
