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Serienkritik: Marvel’s Daredevil Staffel 2

Obwohl Daredevil eine Netflix Serie ist, wird auch diese dem Marvel Cinematic Universe zugeordnet, unterscheidet sich aber in Ausrichtung und Inszenierung deutlich von jener, der Kinofilme. Während die Avengers oder auch Gurdians of the Galaxy meist jugendfreie Unterhaltung bieten, war schon die erste Staffel des Teufelskerls geprägt von düsterer Gewalt und Action-Sequenzen für ein eher erwachseneres Publikum. Mit dem Auftauchen neuer Figuren bleibt Staffel 2 diesem Stil treu. Ist aber mehr, immer auch gleich besser? Oder verderben viele Köche dann doch den Brei?

Bevor Ben Affleck zum dunklen Ritter wurde, war er der Mann ohne Angst aka Daredevil. Weil dieser Auftritt aber am Box-Office eher enttäuschend abschnitt, wechselte er den roten Lederanzug gegen das Fledermauskostüm. Nach mehreren gescheiterten Versuchen eines Reboots, gingen die Rechte zurück an Marvel und Disney. Lange Zeit war es dann ruhig um den blinden Superhelden. Erst im Jahr 2013 verkündete der Video-on-Demand-Anbieter Netflix den Abschluß eines Mega-Deals, welcher rund vier Superheldenserien von Marvel umfassen sollte. Neben nicht ganz so prominenten Namen wie Jessica Jones, Iron Fist und Luke Cage, sollte Daredevil das Aushängeschild der neuen Defenders-Reihe werden. Zwei Jahre später startete der Teufelskerl mit seiner ersten eigenen Live-Action-Serien. Und auch wenn es keine offiziellen Zugriffszahlen gibt, zählt die Serie für Netlix zu ihren bislang größten Erfolgen und dementsprechend dauerte es nicht einmal zwei Wochen, bis bereits eine zweite Staffel angekündigt wurde. Die startete letztes Jahr im TV und seit 18.5.2017 gibt es sie nun auch endlich auf Blu-ray und DVD. Grund genug, uns noch einmal den Strapazen exzessiven Binge-Watchings auszusetzen.

Inhalt

Nachdem Wilson Fisk hinter Gittern sitzt, scheint endlich Ruhe und Ordnung in Hell’s Kitchen einzukehren. Dieser Zustand währt aber nicht lange, denn Frank Castle, ein Ex-Soldat, will Vergeltung für seine ermordeten Familie und startet einen blutigen Rachefeldzug.

Auch Murdocks alte Flamme Elektra Natchios bringt Chaos in Daredevils Leben. Gemeinsam müssen sie verhindern, dass eine sehr alte, tödliche und unerbittliche Quelle des Bösen wieder an Macht kommt. Zwischen all diesen neuen Bedrohungen muss sich Matt aber einer existentiellen Frage stellen: Was bedeutet es wirklich, ein Held zu sein?

Bildnachweis: Marvel's Daredevil © 2016 Netflix
Bildnachweis: Marvel’s Daredevil © 2016 Netflix

Kritik

Die erste Staffel zählt selbst unter eingefleischten Comic-Fans, mich eingeschlossen, als eine der besten Superhelden Adaptionen überhaupt. Toller Hauptdarsteller, der nur durch einen Antagonisten in Höchstsform übertroffen wird, verpackt in eine spannende sowie mitreißende Inszenierung, legten das Fundament für eine sehr erfolgreiche Serien-Reihe, von dem selbst so mittelmäßige Umsetzungen wie Luke Cage oder Iron Fist heute noch profitieren. Marvel’s Daredevil Staffel 2 ruht sich aber nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern versucht den einzelnen Charakteren mehr Tiefgang zu verleihen und zeigt auch auch den moralischen Konflikt, den so ein Leben als Superheld mit sich bringt.

Anstatt sich mit einem neuen Gegenspieler erneut auf den Kampf „Gut gegen Böse“ zu konzentrieren, führt die zweite Staffel mit Frank Castle und Elektra zwei neue Charaktere ein, die dieses moralische Dilemma auf die Spitze treiben: Wie weit darf man im Namen der Gerechtigkeit gehen? Während in der ersten Staffelhälfte noch der Kampf Daredevil vs Punisher im Mittelpunkt steht und man dadurch das Fehlen eines echten Antagonisten gut kaschieren kann, leidet das Staffel-Finale immens darunter. Hier hat man dann einfach das Gefühl, dass die Geschichte lediglich als Vorbereitung zu der geplanten Defenders-Serie, bei denen alle Marvel-Netflix Helden zusammentreffen, dient.

Ein anderes Problem übernimmt Daredevil direkt aus der ersten Staffel, denn wieder gibt es etwa bei der Hälfte der Folgen einen kleinen Durchhänger. Der ist zwar nicht weiter schlimm, nimmt aber doch etwas Fahrt aus der ansonsten rasanten Inszenierung. Hier sollte sich Netfilx endlich mal überlegen, ob man nicht doch eine Staffel von 13 auf 10 Folgen reduzieren sollte und uns somit einige unnötige Füller erspart.

Den Wechsel der Showrunner zwischen Staffel eins und zwei merkt man kaum. Warum auch, schließlich wurde Steven S. DeKnight durch seine langjährigen Mitarbeiter Douglas Petrie & Marco Ramirez ersetzt, die sein Werk im gleichen Stil fortsetzen. Vielleicht sogar um eine Spur kampflastiger und actionreicher. War es in der ersten Staffel lediglich die Hallway Fight-Scene welche mir im Gedächtnis geblieben ist, so gibt es nun gleich mehrere solcher spektakulärer One-Shots zu bestaunen. Damit nicht genug, werden in fast jeder Folge Ninjas oder Kriminelle verkloppt – gerade hier erinnert Daredevil in seinen besten Momenten durchaus an Action-Meisterwerke wie „The Raid“.

Die Leistungen der Darsteller sind großteils wieder hervorragend. Daredevil/Matt Murdock wurde mit Charlie Cox ideal besetzt, denn er passt sowohl charakterlich als auch physisch perfekt in diese Rolle. Élodie Yung wirkt zwar am Anfang etwas blass, steigert sich aber im Staffelvlerauf, sodass man sich auf ein Wiedersehen freuen kann. Überragend ist die Darbietung von Jon Bernthal als Punisher. Nicht umsonst hat er nach diesem Auftritt sein eigenes Spin-Off bekommen. Mit der begriffsstutzigen, gutgläubigen und nervigen Anwaltsgehilfin  Karen Page werde ich dagegen nicht warm. Hier kann ich es aber nicht genau sagen, ob es am Charakter liegt, oder an der darstellerischen Leistung von Deborah Ann Woll. Bei Foggy Nelson bin ich mir aber ganz sicher, denn Elden Henson ist definitiv kein guter Schauspieler. Vor allem die Chemie des Trios Matt/Karen/Foggy funktioniert nicht immer, was besonders in dieser Staffel deutlich wird.

Bildnachweis: Marvel's Daredevil © 2016 Netflix
Bildnachweis: Marvel’s Daredevil © 2016 Netflix

Blu-ray: Technische Infos & Extras

Die Blu-ray enthält alle 13 Episoden der zweiten Staffel mit einer Gesamt-Lauflänge von insgesamt 702 Minuten. Das Bild selbst bietet eine Auflösung von 1080p im Bildformat 1.78:1 (16:9) und überzeugt mit hohen Detailwerten und einem guten Kontrast. Lediglich in dunkleren Szenen zeigt sich gelegentlich ein Bildrauschen. Die deutsche Tonspur befindet sich im Form einer DTS-HD High Resolution 5.1-Abmischung auf dem Datenträger und ist für eine TV-Produktion gut gelungen. Wer lieber Daredevil mit seiner Original-Stimme hören will, der kann das selbstverständlich auch. Die Englische Sprache gibt es in Form einer DTS-HD Master Audio 5.1 Tonspur zu hören. An Untertiteln stehen lediglich Deutsch oder Englisch für Hörgeschädigte zur Auswahl.

Insgesamt ist die Ausstattung sehr dürftig ausgefallen. Extras oder sonstiges Zusatzmaterial sucht man vergeblich.

FAZIT

Auch die zweite Staffel von Marvel’s Daredevil kann das hohe Niveau der ersten Season weitgehend halten und wird Fans sicherlich zufriedenstellen. Natürlich gibt es den obligatorischen Durchhänger in der Mitte der 13 Episoden, dafür wird aber mehr deutlich Action und hervorragend inszenierte Kampfchoreographie geboten. Die Abwesenheit eines echten Antagonisten kann man dadurch einigermaßen gut überspielen, zumindest bis zum Finale. Das enttäuscht dann leider und man merkt, dass die Geschichte eigentlich nur als Vorbereitung für die kommende Defenders Serie dient. Trotzdem bleibe ich auch nach Staffel  2 dabei, dass Marvel’s Daredevil eine der besten Comic-Serien ist, die es aktuell im TV zu sehen gibt. Übrigens: Wer einen Netflix Account hat, der kann sich die DVD oder Blu-ray sparen, denn ohne zusätzliche Extras ist sie lediglich etwas für Sammler und bringt keinerlei Mehrwert.

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