Ihr wollt nicht alleine spielen? Dann ist Split Fiction vom schwedischen Entwickler Hazelight Studios genau das Richtige für euch. Kämpft euch gemeinsam mit eurem Partner, Kind oder Opa durch eine Vielzahl an unterschiedlichen Welten, um die Machenschaften eines verbrecherischen Firmenchefs zu vereiteln.
Split Fiction ist im Moment eines der angesagtesten Spiele für den PC und die Konsolen. Das ist insofern verwunderlich, weil es ein reines 2-Spieler Game ist. Ihr könnt es nicht alleine spielen. Derartige Spiele haben es am Markt tendenziell schwer. Einer der letzten großen Erfolge aus dieser Nische war It Takes Two. Alleine auf Steam über 170.000 Reviews (Overhelmingly Positive). Der Entwickler war… Hazelight Studios. Das erste Spiel in exakt dem selben Format wie Split Fiction war das 2018 erschienene A Way Out. Auch von Hazelight Studios. Ihr seht, die Leute verstehen es, tolle Spiele in dieser Machart zu produzieren.
Ich habe damals A Way Out mit einem Freund aus Südafrika in ein paar Spielesessions innerhalb von rund einer Woche durchgespielt – das war absolut fantastisch. Der einzige Fehler war, dass die spannende Geschichte über zwei gemeinsam aus dem Gefängnis ausgebrochene Sträflinge nach einigen Stunden Spielzeit durchgespielt war. Und das selbe kann ich über It Takes Two sagen – es hat einfach Spaß gemacht, das Spiel mit einem Freund zu spielen, wobei diesmal die einzelnen Abschnitte länger waren. Die vor Schmalz triefende übernatürliche Geschichte über das so gut wie geschiedene Ehepaar mit dem traumatisierten Scheidungskind hat mir zwar nicht ganz so gut gefallen – aber sie war zumindest überaus abwechslungsreich inszeniert.
Fantasy meets Sci-Fi
Nun spielen wir keine zwei Sträflinge, kein zerworfenes Ehepaar – sondern zwei junge Autorinnen, die noch auf ihren Durchbruch warten und hoffen, nun endlich einen Publisher gefunden zu haben. Leider hat der potentielle Publisher aber andere Vorstellungen. Er steckt alle zur Präsentation ihrer Werke eingeladenen Autoren in eine futuristische Maschine, um deren Geschichten aus ihrem Gehirn abzusaugen… bei unseren beiden Helden, Mio Hudson und Zoe Foster, geht aber nach einer kleinen Rangelei etwas schief. Sie stürzen beide zusammen in die Maschine, und erleben nun ihre gesammelten literarischen Werke gemeinsam. Zoe hat vor allem Fantasy-Geschichten geschrieben, während Mio Sci-Fi Werke verfasst hat.
Gemeinsam müssen sich die beiden nun durch immer neue ihrer eigenen unterschiedlichen Geschichten kämpfen, um so am Ende vielleicht aus ihrem Gefängnis ausbrechen zu können – und vielleicht sogar Freunde zu werden.
Abwechslung und Koop-Gameplay im Überfluss
Langeweile kommt in Split Fiction zu keiner Zeit auf. Im Vergleich zum direkten Vorgänger It Takes Two hat sich die Spielgeschwindigkeit merklich erhöht und führt Euch Split Fiction von einer ereignisreichen Sequenz zur nächsten. Dabei werden die verschiedenen Sci-Fi oder Fantasy Settings gekonnt in Szene gesetzt und mit sich laufend wechselnden Spielmechaniken sehr passend kombiniert. Als Cyber-Ninja kämpft ihr euch beispielsweise in der einen Sekunde mit euren Ninja-Fähigkeiten auf einer futuristischen fliegenden Autobahn von einem Flugfahrzeug zum nächsten, schwingt dabei mit eurer Laserpeitsche herum und metzelt euch mit eurem Katana durch Gegner hindurch, kurze Zeit Später findet Ihr euch in einer Flucht vor blutrünstigen Orcs wieder. Neben den Hauptgeschichte könnt ihr in Split Fiction einige optionale Nebenerzählstränge (Nebenmissionen) erkunden. Auch diese bieten wiederum eigene Gameplaymechaniken und Settings. Unter anderem müsst ihr dabei in einer an Prince of Persia The Sands of Time angehauchten Fantasywelt auf einem Sandwurm durch einen Wüstencanyon reiten oder ihr seid als Schweineduo in einer absurden Fantasiewelt auf der Suche nach Äpfeln, um am Ende in einem großen Finale als Würstchen am Grill zu enden. Ebenfalls beeindruckend war die Verfolgungsjagd auf einem Zug, die am Ende in ein Shmup gemündet hat. Als ob die erfrischend und kreativ hervorragend gestalteten Settings nicht ausreichen würden, findet ihr in Split Fiction auch viele Anspielungen und interaktive Objekte die euch oft ein Lächeln aufs Gesicht zaubern werden.
Kooperation benötigt
Als von Grund auf designtes Koop-Spiel ist die gesamte Spielerfahrung auf die Zusammenarbeit mit eurem Partner ausgelegt. Ob ihr dabei gemeinsam diverse Puzzleeinlagen löst oder ein Spieler ein Flugfahrzeug steuert während der andere mit Gegner und Hindernisse aus dem Weg räumt – nur zu Zweit kommt ihr ans Ziel. Bereits seit A Way Out scheint das Team der Hazelight Studios diese Prinzip verinnerlicht zu haben und setzt dieses auch bei Split Fiction auf höchsten Niveau um. Split Fiction stellt euch laufend vor asymmetrische Herausforderungen, die ein Kooperieren von euch mit eurem Spielepartner erfordern. Dabei ist es – wenn ihr nicht gemeinsam vor einem Bildschirm sitzt – sehr hilfreich per Voice Chat miteinander zu sprechen, auch wenn es meist nach kurzer Zeit selbsterklärend ist, welche Art von Kooperation von euch oder eurem Partner in einem Spieleabschnitt erwartet wird.
Der Schwierigkeitsgrad von Split Fiction ist sehr fair gewählt und es können daher nicht nur Hardcore-Zocker das Spiel genießen. Dies gilt nicht nur für die normalen Spielabschnitte, sondern auch die Bosskämpfe befinden eher am unteren Ende der möglichen Schwierigkeitsskala. Bosse haben immer mehrere Phasen und die Kämpfe sind generell alle recht kreativ gestaltet. Solltet ihr sterben, spielt euer Partner alleine weiter und ihr werdet nach ein paar Sekunden wiederbelebt, was ihr durch schnelles Drücken einer Taste sogar beschleunigen könnt. Nur wenn ihr beide den Löffel abgebt, beginnt der Bosskampf von vorne – beziehungsweise von der Phase, die ihr bereits erreicht habt. Viel einsteigerfreundlicher geht es fast nicht. Für den Fall, dass ihr dennoch einmal überhaupt nicht mehr weiter kommen solltet haben die Entwickler – versteckt in den Einstellungen für Barrierefreiheit – eine Option implementiert, mit welcher ihr einen Abschnitt überspringen könnt.
Lokal oder online spielen?
Split Fiction ist ein pures Koop-Spiel. Ihr könnt es nicht alleine spielen, sondern nur mit einem Partner. Das funktioniert auf der Couch im Split-Screen Modus, wo jeder Spieler auf seinem (halben) Bildschirm spielt. Das funktioniert super mit zwei Gamepads, ein Spieler kann aber auch Maus und Tastatur verwenden. Zusätzlich zum lokalen Modus gibt es aber auch einen Online-Modus. Spielt sich der nun besser, weil jetzt ja jeder Spieler den gesamten Bildschirm für sich alleine hat? Die Antwort ist ein klares Nein, weil sich nämlich an eurem Bildschirm nichts ändert. Auch im Onlinemodus wird der Bildschirm geteilt und ihr habt nur den halben Bildschirm zur Verfügung. So war das bereits bei den beiden Vorgängern It Takes Two und A Way Out. Der Vorteil daran ist, dass ihr immer auch sehen könnt, was euer Partner gerade treibt.
Müsst ihr nun zwei Kopien des (doch nicht unbedingt billigen) Spieles kaufen, um online gemeinsam spielen zu können? Hier ist die Antwort – wie bei den Vorgängern – glücklicherweise auch nein. Es ist ausreichend, wenn nur ein Spieler die Vollversion erwirbt, der zweite Spieler kann dann online über den (gratis) Freunde-Pass mitspielen. Wir haben übrigens für unseren Test mit zwei Vollversionen miteinander gespielt, auch das funktioniert ohne Probleme. Bei It Takes Two habe ich mit einem Freund zusammen gespielt, der das Spiel auf Steam besessen hat, während ich selbst das Spiel in der EA App habe. Das gemeinsame Spielen war technisch absolut problemlos. Bei Split Fiction ist dies auch möglich, es ist egal, auf welchem Launcher (Steam, EA App) oder sogar welcher Plattform (PC, PlayStation 5, Xbox) euer Partner spielt – ihr könnt miteinander spielen, und braucht das Spiel nur einmal kaufen.
Die PC Version benötigt knapp 90GB Platz auf eurer Festplatte. Als Grafikkarte reicht aber bereits eine altersschwache NVIDIA GeForce GTX 970 oder AMD Radeon RX 470 mit nur 4GB Grafikspeicher, dafür muss der Hauptspeicher im Rechner aber mindestens 16GB groß sein. Kaufen könnt ihr Split Fiction für den PC auf Steam, im Epic Store oder für die EA App, dazu in den Konsolenshops von Sony (PlayStation 5) und Microsoft (Xbox).
Zusammenfassung
FAZIT Sven
Split Fiction ist nicht für Hardcore-Spieler gemacht. Wer mit 3D Jump and Runs aufgewachsen ist, wird bei Split Fiction keine große Herausforderung vorfinden. Das Spiel ist so gemacht, dass es auch zusammen mit einem ungeübten Spieler bewältigt werden kann. Sterben wird nicht wirklich bestraft. Wenn ihr euer Leben verliert, werdet ihr sofort an sicherer Stelle (meistens gleich neben dem Ort eures Todes) neu belebt. Wenn ihr gerade in einer Verfolgungsjagd (oder ähnlichem) seid, spawnt ihr oft sogar neben eurem Partner, der schon weiter vorne ist. Damit könnt ihr manchmal sogar etwas schwierigere Stellen einfach überspringen. Generell gibt es aber keine wirklich anspruchsvollen Stellen. Wenn ihr, wie ich, für euer restliches Leben von der Baum-Fluchtsequenz aus Ori and the Blind Forest traumatisiert seid, werden euch die Sprungsequenzen in Split Fiction wie ein Spaziergang im Park vorkommen. Ganz von alleine spielt sich Split Fiction aber dann doch nicht. Ich habe auch einen Level mit meiner Frau gespielt, und wenn jemand bereits Probleme hat, ohne sich zu bewegen die Kamera mit RS zu adjustieren, für den sind Sequenzen wie „laufen, springen, und im Flug dann schnell die Form verändern“ bereits an der Grenze zur Unmöglichkeit.
Die Geschichte – vor allem die zwei Protagonistinnen – habe ich übrigens nicht sonderlich gut gefunden. Das belanglose Gequatsche der beiden war nach einiger Zeit ein wenig nervend. Aber das ist wohl Geschmackssache. Der Rest ist aber absolut positiv – die verschiedenen Abschnitte des Spieles sind alle anders aufgebaut, die Grafik ist gut (ohne eine RTX 5090- Grafikkarte zu benötigen), die Rätsel sind einfach aber unterschiedlich, es kommen immer wieder neue Spielmechaniken hinzu (beziehungsweise fallen alte Spielmechaniken weg). An Abwechslung mangelt es Split Fiction ganz sicher nicht. Bugs sind mir gar keine aufgefallen, die Sprachausgabe ist hoch professionell gemacht, die vielen Zwischensequenzen sind aufwändig und oft auch ein wenig länger. Insgesamt hat mir das Spiel ordentlich Spaß gemacht – ich kann es nur jedem empfehlen, der mit seinem (Gelegenheitsspieler-) Partner ein abwechslungsreiches Spiel zusammen erleben will.
FAZIT Michael
Seit längerem hat mich kein Koop-Spiel mehr so überzeugen können wie Split Fiction. Auch wenn mich die Story ebenfalls nicht wirklich mitgerissen hat, ist diese dennoch ein deutlich besser gewählter Rahmen, um mit einem Freund ein paar Stunden gemeinsam zu spielen – ohne jetzt in die Rolle eines zerrütteten Ehepaars wie in It Takes Two schlüpfen zu müssen. Split Fiction glänzt für mich aber ohnehin mit seinem Gameplay. Gerade dadurch, dass Split Fiction als reines Koop-Spiel umgesetzt wurde und gemeinsames Spielen nicht nur eine beliebige Option darstellt, hat den Entwicklern viele Möglichkeiten geboten hier Spielideen umzusetzen, die sich sonst kaum in anderen Spielen finden. Sich laufend den angepassten Spielemechaniken anzupassen und sich zu Zweit durch die abgedrehten Spielewelten zu kämpfen macht einfach verdammt viel Spaß! Das ist am Ende genau das worauf es bei einem guten Koop-Spiel für mich ankommt und kann ich daher allen Koop-Freunden nur empfehlen sich Split Fiction nicht entgehen zu lassen.