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Star Renegades im Test

Warum lassen die Erzbösen immer einen Widersacher am Leben? Und warum nennen die Invasoren des Imperiums ihr Evil Overmind Mama? Wird Xurx der neue Prophet aller Roboter und führt diese in ein goldenes Zeitalter? In Star Renegades, dem Rogue-lite-Strategierollenspiel des Halcyon-6-Entwicklers Massive Damage, werden wir nicht all diese Fragen beantwortet bekommen, aber doch ein paar. Nehmen wir also den rundenbasierten Kampf gegen die Invasoren auf und stürzen uns in das von Taktik geprägte Sciencefiction-Abenteuer in unterschiedlichen Dimensionen.

Das Imperium schlägt – mal wieder – zurück

Star Renegades von Entwickler Massive Damage ist ein sogenanntes Rogue-lite Strategiespiel, das bedeutet: viele taktische Kämpfe… und so mancher Neubeginn, denn ein Rogue-lite geht selten ohne Sterben des Charakters bzw. in diesem Fall der ganzen Truppe von statten. Die Geschichte, die zu Beginn mit dem Intro frappierend an einen japanischen Anime erinnert, bietet – wie meist in dieser Art Spiel – nicht das höchste Niveau an Storytelling. Ein böses Imperium erobert Planeten um Planeten, tötet dabei den Zwillingsbruder unserer Heldin Wynn Syphex – lässt sie dummerweise aber am Leben. Natürlich lässt sich diese danach nicht lange bitten und stellt sich an die Spitze der Widerstandsgruppe. Die Charaktere des Widerstands sind – im Vergleich zur Story – hingegen schon eher ein Highlight. Unter anderem bieten die Rebellentruppen einen geklonten Dieb und Saboteur, einen Roboter-Priester und einen Wissenschaftler aus einer anderen Dimension, der dazu in der Lage ist sein, in der vom Imperium geknechteten Dimension existierendes Ich, zu kontaktieren, um es im Kampf gegen das Imperium zu unterstützen. Diese Abgedrehtheit zieht sich durch das ganze Spiel und macht es wert alle optionalen Dialoge mit den NPCs in Star Renegades zu führen.

Kampf um Zeit… oder gegen die Zeit

Im Zentrum von Star Renegades stehen jedoch vor allem die rundenbasierten Taktik-Kämpfen, die ohne Zufallselement sowie den Einsatz von Items bestritten werden. Zentrales Element des Kampfsystems von Star Renegades ist hingegen der zeitliche Ablauf selbst, der durch eine am oberen Bildschirmrand eingeblendete Leiste stets einsehbar ist. Hier sehen wir, wann welcher Charakter zum Einsatz kommt und gegen wen sich derselbe richtet, wen er also angreift. Ziel ist es den eigenen Angriff vor jenem des Gegners durchzubringen, um einen kritischen Treffer zu landen. Schlägt hingegen der Gegner zuerst zu, landet auch er automatisch einen kritischen Treffer. Um das Imperium daran zu hindern, stehen uns zum Beispiel Aktionen zur Verfügung, die den Gegenangriff zusätzlich verlangsamen, wodurch man ihn unter Umständen sogar so sehr verlangsamen kann, dass der feindliche Angriff bis in die nächste Runde verschoben wird.

Dazu gesellen sich verschiedenste Resistenzen sowie Schwächen, durch welche sich die feindlichen Truppen auszeichnen und bei jeder Aktion berücksichtigt werden wollen. In diesem Sinne ist ein cleveres Reagieren auf den Gegner und Zusammenspiel der eigenen Gruppe immer wichtiger, als nur einfaches „Hau drauf“ (welches die Imperiums Schergen sowieso besser beherrschen). Mit gewonnenen Kämpfen gewinnen die Charaktere an Erfahrung (hier DNA genannt), welche man in Pausen – ganz traditionell – am Lagerfeuer verwerten kann. Neben Verbesserung der Beziehungen der Charaktere untereinander können auch neue Attacken gelernt und verschiedene Fähigkeiten (Hitpoints, Schilde) verbessert werden. Diese gehen jedoch bei einem Dimensionswechsel – der immer dann auftritt, wenn unsere Mannschaft einen der zahlreichen und unvermeidlichen Bildschirmtode stirbt – wieder verloren.

Das Böse schläft nie, auch nicht „in Space“

Wie erwähnt liegt der Erfolg während der Kämpfe in der Zusammenarbeit. Hierzu gibt es besondere Doppelaktionen, die besonders miteinander vertraute Charaktere durchführen können. Einige Charaktere verfügen sogar über Sonderklassen, die im Zuge dessen freischaltbar werden. Diese werden übrigens, wie auch permanente Verbesserungen und freigeschaltete Kämpfer in einem neuen Durchgang beibehalten, sollte man den unvermeidlichen Bildschirmtod sterben. Story technisch wird hierbei der Widerstandskampf in einer neuen Dimension, vom bereits erwähnten Wissenschaftler, fortgeführt.

Doch auch das böse Imperium ist nicht untätig. Ganz offensichtlich hat es in einer Dimension Middle Earth – Shadow of War gespielt und sich an dem Rangsystem der Orks orientiert. Kann einer der Anführer des Imperiums einen Sieg gegen euch verbuchen, wird er automatisch stärker und stänkert beim neuerlichen Aufeinandertreffen fröhlich vor sich hin. Eine Übersicht über die Anführer des Imperiums kann man sich jederzeit mit den – bereits entdeckten – Stärken und Schwächen ansehen. Dieses „Nemesis Light“-System sorgt für etwas frischen Wind im mehrdimensionalen Kampf gegen das Imperium.

Erfreulicherweise will Massive Damage laut der Entwicklungs-Roadmap des Spiels, dieses noch bis 2021 weiter entwickeln. Somit sollen bis nächstes Jahr noch zusätzliche Klassen, Feinde und Planeten folgen, welche dann ebenso erobert werden können. Präsentiert wird das Ganze in ansprechender Pixelgrafik, die auch nette Kampfanimationen bietet. Etwas unübersichtlich zeigt sich mitunter die UI in den Schlachten, da sie mit den vielen Funktionen überfordern kann und mit den kleinen Buttons eine gewisse „Fitzeligkeit“ entsteht. Auch die Wegfindung auf den Planeten von einer Schlacht zur nächsten ist verbesserungswürdig, da man oft an Gegenständen einfach hängen bleibt. Die Musik bleibt hierbei stimmungsvoll im Hintergrund. Sprachausgabe hingegen erwartet man sich, außer im Intro, vergebens: Lesen ist angesagt.

FAZIT

Der Widerstand gegen das Imperium macht mit der schrägen Heldentruppe von Star Renegades durchaus Spaß und das Kampfsystem ist frisch genug, um auch im wiederholten Anlauf zu unterhalten. Weiters wird, wie für Rogue-lite-Spiele üblich, der Sammlertrieb angeregt: Um seine Charaktere aufzuleveln, neue Klassen zu erschließen und solchermaßen den Widerstand doch endlich in einer der zahlreichen Parallel-Dimensionen zum Sieg zu führen, gilt es nicht nur zahlreiche Tode zu sterben, sondern dabei einige Charaktere freizuschalten, Tech- und Wissenspunkte in dieselben zu investieren sowie auf diesem Wege bestimmte Charakterboni auszuwählen, die uns – trotz Tod – erhalten bleiben und somit eine stetige Progression ermöglichen. Insofern – auf in den Dimensions-umspannenden Kampf gegen Mutters Imperium!

Was ist Star Renegades? Ein Rogue-lite-Strategierollenspiel Halcyon-6-Entwickler.
Plattformen: PC, Xbox One, PS 4, Switch
Getestet: INTEL Classico QuadCore i7-4770K / 32GB RAM,  GTX1080 8GB
Entwickler / Publisher: Massive Damage / Raw Fury
Release: 8. September 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 6 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

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