Das französische Entwicklerstudio Sloclap hat sich in den letzten Jahren mit innovativen Prügelspielen wie Absolver und Sifu einen Namen gemacht. Letzteres wurde sogar bei den Game Awards als bestes Indie-Spiel nominiert und genießt seither Kultstatus unter Genre-Fans. 2025 überrascht das Studio nun aber mit einem ungewöhnlichen Kurswechsel: Rematch – ein Arcade-Fußballspiel.
Aber kann das so richtig funktionieren? Prügelspiel-Expertise trifft also jetzt auf Bolzplatz-Action – eine Kombination, die mehr als nur neugierig macht.
Eigentlich bietet der Fußballsport eine hervorragende Vorlage für kreative Spielideen – doch echte Abwechslung war in den letzten Jahren eher Mangelware. Klar, die jährlichen Ableger von FIFA (bzw. inzwischen EA Sports FC) sind fester Bestandteil des Release-Kalenders, spielerisch stagniert die Reihe jedoch seit geraumer Zeit. Titel wie Inazuma Eleven oder Rocket League bringen zwar frischen Wind aufs virtuelle Spielfeld, entfernen sich aber so weit vom klassischen Fußball, dass sie eher als eigene Subgenres gelten. Mit Rematch versucht sich nun ein weiterer Titel daran, neue Impulse zu setzen – und verspricht spannende Multiplayer-Action. Das Spiel geht mutig in die Offensive und zeigt starke Ansätze, muss aber auch den ein oder anderen Treffer ins eigene Netz hinnehmen.
Der Weg an die Spitze
Eines sollte man gleich zu Beginn wissen: Wer hier auf eine tiefgehende Einzelspielererfahrung hofft, wird schnell enttäuscht. Rematch ist konsequent auf Multiplayer-Action ausgelegt – und das merkt man auch. Verschiedene Spielmodi, die stark an Rocket League erinnern, stehen zur Auswahl: 3-gegen-3, 4-gegen-4 oder sogar 5-gegen-5, nur eben ohne Autos – man spielt als ganz normale Menschen.
Neben einem Casual-Modus gibt es auch ein Ranglistensystem für kompetitive Spieler. Die Langzeitmotivation ergibt sich also entweder daraus, sich stetig einen höheren Rang zu erkämpfen – oder einfach ein paar entspannte Runden mit Freunden zu genießen. Dafür ist das Game aber auch preislich weit unter einem Vollpreistitel angesiedelt.
Wer mit Online-Matches, Teamplay und Rankings nichts anfangen kann, wird in Rematch vermutlich wenig finden, was in bei der Stange hält. Doch wer Lust hat, sich mit anderen zu messen, sich zu verbessern und vielleicht noch ein paar Mitspieler im Freundeskreis hat, dürfte mit dem Titel im Kern durchaus seinen Spaß haben. Gerade weil das Gameplay so viel Bock macht.
Fußballmagie für Alle
Wie man es von Sloclap kennt, steht auch bei Rematch eines im Vordergrund: Action. Das Gameplay ist schnell, intensiv und auf Tempo getrimmt. Gesteuert wird aus der Third-Person-Perspektive – den eigenen Spieler kann man dabei individuell anpassen. Das Ziel ist simpel: mehr Tore schießen als der Gegner. Die Matches sind kurz, die Spannung dafür umso größer.
Was schnell auffällt: Rematch bietet eine überraschend große Palette an Möglichkeiten, um genau dieses Ziel zu erreichen. Spieler können dribbeln, lupfen, flanken, tricksen, passen oder sich den Ball clever vorlegen – fast wie bei den ganz Großen. Die Steuerung ist direkt und präzise, das Spielgefühl erinnert mehr an ein Arcade-Kampfspiel als an eine Fußballsimulation. Auch ist die Steuerung schnell erlernt. Ein kurzes Tutorial und schon geht es mit dem Kicken los.
Das Spielfeld ist keine klassische Arena, sondern eine geschlossene Box – ähnlich wie bei Rocket League. Dadurch wird auch die Umgebung Teil der Taktik: Mit gezielten Bällen gegen die Wand lassen sich Gegner ausspielen oder Torhüter aus dem Konzept bringen. Besonders im Team entstehen so kreative Angriffsmöglichkeiten, die Koordination und Timing belohnen.
Doch nicht nur Offensivkünstler kommen auf ihre Kosten: Auch in der Verteidigung ist Einsatz gefragt. Tacklings und Grätschen sind erlaubt – und das ohne Regelwerk. Fouls? Gibt’s nicht. Jede Grätsche fühlt sich an wie eine rote Karte, ist aber vollkommen legal. Das sorgt für chaotische, aber spaßige Situationen, in denen kein Zweikampf verschenkt wird.
Besonders spannend wird’s im Tor: Der jeweils am nächsten stehende Spieler übernimmt automatisch die Keeper-Rolle. Innerhalb des eigenen Strafraums darf gehechtet und pariert werden, doch in der Hektik eines Matches ist das leichter gesagt als getan. Ein gutes Stellungsspiel kann den Unterschied machen – oder eben ein gut platzierter Schuss gegen die Bande.
Einziger Dämpfer im Spieltempo ist die Ausdauerleiste: Sprinten, schnelle Drehungen oder aufwendige Manöver zehren an den Kräften der Spielfigur. Wer sich hier zu früh verausgabt, wird schnell zur leichten Beute für Gegner – oder verpasst im entscheidenden Moment den rettenden Sprint. Das System bringt ein kleines taktisches Element ins Spiel, kann aber auch frustrieren, wenn man eigentlich gerne dauerhaft aufs Gas treten würde. Das ist aber wahrscheinlich dem Balancing geschuldet, und man gewöhnt sich außerdem schnell daran.
Tolle Grafik, mit einigen Schwächen
Optisch orientiert sich Rematch am Stil von Sifu und setzt auf einen charmanten, cartoonartigen Look. Realismus sucht man hier eher vergeblich – doch das stört kaum. Im Gegenteil: Die Spielfelder sind echte Hingucker. Mal spielt man in der Wüste, mal auf einem Feld, das fast vollständig von Wasser umgeben ist. Diese ungewöhnlichen Schauplätze sorgen für Abwechslung und ein frisches Spielgefühl.
Auch die Spielfiguren lassen sich umfangreich anpassen. Von cool bis komplett abgedreht ist alles möglich – wer sich kreativ austoben möchte, kommt hier voll auf seine Kosten.
Akustisch bleibt Rematch dafür aber eher unauffällig. Der Soundtrack ist solide, aber unspektakulär. Während sich Schüsse, Pässe und Tacklings wuchtig und satt anhören – also genau so, wie man es sich wünscht – plätschert die Musik eher nebenbei dahin. Klar, man kann sich auch einfach seinen eigenen Sound aufdrehen, trotzdem bleibt ein kleines „Schade“ zurück.
Größtes Manko ist aktuell noch die Technik. Zwar läuft das Spiel größtenteils flüssig, doch gelegentliche Bugs und Verbindungsprobleme trüben das Erlebnis. Bälle verschwinden kurzzeitig, Spieler teleportieren sich durch Lags oder – besonders ärgerlich – man joint ein Match und kann sich plötzlich nicht mehr bewegen. Solche Fehler treten nicht ständig auf, sind aber spürbar. Zwar gab es bereits erste Patches, doch es bleibt noch einiges zu tun, um Rematch wirklich rund zu machen.
Hinzu kommt: Rematch ist ein kompetitives Spiel. Wer solo mit zufälligen Mitspielern („Randoms“) unterwegs ist, muss mit Frustmomenten rechnen. Uneigennützige Pässe? Fehlanzeige. Teamplay? Nicht immer gegeben. Es reicht oft ein einziges Gegentor, und schon verlassen Mitspieler das Spiel – oder nerven mit Spampings. Kurz: Wer auf Teamplay Wert legt, sollte sich besser ein paar Freunde schnappen.
Mein klarer Tipp: Spielt Rematch im Freundeskreis – so entfaltet das Spiel sein volles Potenzial und macht richtig Laune.
Zusammenfassung
FAZIT
Rematch ist ein wilder Mix aus Arcade-Fußball, Prügelspiel-Energie und Multiplayer-Chaos – und genau das macht’s auch aus. Wer auf realistische Fußballsimulationen hofft, ist hier komplett falsch. Wer aber Lust auf schnelle Matches, coole Tricks und abgedrehte Arenen hat, wird definitiv seinen Spaß haben. Das Spiel belohnt Teamplay, verlangt Timing – und bringt frischen Wind aufs virtuelle Spielfeld.
Ja, es gibt technische Macken. Ja, die Musik ist eher „naja“. Und ja, mit Randoms kann’s manchmal richtig anstrengend werden. Aber mit Freunden, etwas Geduld und der richtigen Erwartungshaltung ist Rematch ein Spiel, in dem man sich schnell verlieren kann – im besten Sinne.
Sloclap geht hier ein mutiges Experiment ein – und das klappt überraschend gut. Bleibt nur zu hoffen, dass sie die Technik bald vollständig in den Griff bekommen. Dann könnte aus Rematch ein echter Geheimtipp werden.